Stille und Nebel. Geste, Zeit und Historizität in den Filmen von Aleksandr Sokurov
DOI:
https://doi.org/10.17892/app.2017.0005.60Schlagworte:
Aleksandr Puškin, Lev Tolstoj, Aleksandr Sokurov, Aby Warburg, Gilles Deleuze, Giorgio Agamben, Serge Daney, Artavazd Pelešjan, Georges Didi-Huberman, Walter Benjamin, Ikonologie, Geste, Stille, signum harpocraticum, Nebel, Sturm, haptische VisualitätAbstract
In dieser Untersuchung analysiere ich Geste, Ikonografie und Landschaftsaufbau in Aleksandr Sokurovs Filmen, um ihren spezifischen Umgang mit der Zeit und ihre Verpflichtung gegenüber der Historizität ihrer Bildsprache aufzuzeigen. Mein hermeneutischer Ausgangspunkt ist Aby Warburgs alternative Herangehensweise an die Historizität von Bildern, vor allem das besondere Augenmerk auf die Montagemechanismen zusammen mit der anthropologischen Bestrebung, eine Geschichte der Gestenübertragung im Westen zu formulieren. Warburgs Projekt kann bestimmte Aspekte der Poetik Sokurovs beleuchten, insbesondere ihre Beziehung zu literarischen, bildlichen und filmischen Traditionen. Die Geste der Stille, das sogenannte signum harpocraticum, spielt eine zentrale Rolle in Sokurovs Filmografie, da sie die Bedingungen einer Medialität der kinematografischen Geste an sich betont. Die Geste der Stille etabliert die Deixis einer historisch-politischen Offenheit und eines dialektischen Moments, durch welche die Figur des historischen Zeugen Gestalt annimmt. Als Gegenschuss zu diesem direkten Appell an den Zuschauer begünstigen Bilder von Nebel, Sturm und Gewitter nicht nur eine haptische Visualität, sondern auch eine Darstellung der “Nebel” der Geschichte. In diesen Nebeln versucht Sokurov, eine Erinnerung herauszulocken und sich ihrer schließlich zu “bemächtigen, wie sie im Augenblick einer Gefahr aufblitzt” (Walter Benjamin). Das Historische, das Politische und das Heilige liegen in Sokurovs Filmen zwischen der Geste der Stille und der Darstellung des Nebels.
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