Das Fremde als das Eigene: Die Lesbarkeit der Körpersprache im Film und die Amerikanisierung Europas

Autor/innen

  • Oksana Bulgakowa Johannes Gutenberg Universität, Mainz

DOI:

https://doi.org/10.17892/app.2017.0005.92

Schlagworte:

Walter Benjamin, Marcel Mauss, Marcel Carné, Marlon Brando, Marlen Chuciev, USA, DDR, BRD, Sowjetunion, Italien, Frankreich, Film, Geste, Körpersprache, Amerikanisierung, Körpertechniken, Genrefilm, Nachahmung

Abstract

Der Film entwickelte sich rasch nicht nur als erstes Medium, das die Körpersprache, Gestik und Mimik in der Bewegung konservierte, sondern er modellierte erstmalig auch Körperbilder und beeinflusste die Veränderungen in der Körpersprache der Zuschauer. Als Apparat für die Fixierung der Bewegung – so hatten es Physiologen, Psychologen, Psychoanalytiker, Anthropologen, Soziologen, Arbeitswissenschaftler und Kulturphilosophen beobachtet – schärfte und trainierte er die nachahmenden Fähigkeiten der Zuschauer in Bezug auf Motorik. Die zunehmende internationale Codierung der Körpersprache fand dank der beschleunigten Filmzirkulation nach dem Zweiten Weltkrieg schnell in verschiedene europäische Kinematografien Eingang, wobei Deutschland in diesem Prozess eine besondere Stellung innehatte. Das amerikanische Programm der „re-education of Germany” wurde von Psychologen, Anthropologen und Politikern ausgearbeitet, und Filme spielten eine wesentliche  Rolle bei der „Erziehung der Deutschen zur Demokratie“. Hollywood wollte sein Geschäft machen, Politiker betrieben ihr ideologisches Programm und stützten sich dabei auf anthropologische Forschungen von Margaret Mead sowie Vorschläge von Psychiatern wie Richard Brickner. Amerikanische Unterhaltungsfilme entstanden nicht im Rahmen dieses Programms, aber auch sie unterwiesen in den Gesten der Demokratie. Die Veränderungen in Körpersprache und Verhalten, wie sie im (italienischen, französischen, deutschen, sowjetischen) Medienbereich in den frühen 1950er Jahren unter dem Einfluss der fremden medialen Bilder erprobt wurden – die damalige Bezeichnung war “Amerikanisierung” – führten nur ein Jahrzehnt später zu realen Auswirkungen: Zur Destabilisierung der Hierarchien, alternativen Lebensweisen, neuen politischen Parteien und neuen Erziehungsmodellen.

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Veröffentlicht

2017-12-21

Zitationsvorschlag

Bulgakowa, Oksana. 2017. „Das Fremde Als Das Eigene: Die Lesbarkeit Der Körpersprache Im Film Und Die Amerikanisierung Europas“. Apparatus. Film, Medien Und Digitale Kulturen in Mittel- Und Osteuropa, Nr. 5 (Dezember). https://doi.org/10.17892/app.2017.0005.92.

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