Kreative Montage – distributed cognition bei Svilova und Vertov
DOI:
https://doi.org/10.17892/app.2018.0006.122Schlagworte:
Elizaveta Svilova, Dziga Vertov, Sowjetunion, Montage, Schnitt, feministische Filmgeschichte, Kollaboration, Schaffensprozess, verteilte Kognition, embodied cognition, Expertise, kinästhetische Imagination.Abstract
Die Cutterin Elizaveta Svilova (1900 - 1975), Ehefrau und Zeit ihres Lebens enge Mitarbeiterin des Filmemachers Dziga Vertov (1896-1954), nimmt in der wissenschaftlichen Erforschung der Filme ihres berühmten Ehemanns nur eine Randposition ein, und bleibt damit wie viele weitere Frauen und Cutter*innenin der Filmgeschichte marginal. Der Artikel befasst sich mit dieser filmhistorischen Leerstelle. Er kombiniert Methoden aus der Filmgeschichte, der kognitiven Philosophie und der künstlerischen Praxis bei der Erforschung von Svilovas Zusammenarbeit mit Vertov. Ziel unseres Artikels ist es, Svilovas kreativen Beitrag am Filmwerk zu erheben, das traditionellerweise Vertovs Genie zugeschrieben wird, indem Montageprozesse als Zusammenarbeit von Expert*innen in einem kognitiven System definiert werden. Die Analyse einer ausgewählten Aufnahme von Svilova bei ihrer Arbeit offenbart, dass Montage eine körperliche Expertise ist (embodied form of expertise). Dies dient als empirische Evidenz eines neuen Modells von filmischer Kreativität, das in den Werken und Dokumenten der gemeinsamen Arbeit Svilovas und Vertovs auf einzigartige Weise sichtbar wird. Das Verständnis von Montage als eine Instanz von verteilter Kognition gewährt zudem Einblicke in dieses Handwerk und hebt dessen kreativen Beitrag im Schaffensprozess eines Films hervor. Dabei kommen wir zu dem Schluss, dass dieses Verständnis tiefgreifende Auswirkungen auf die Neubewertung der Werke von bislang unsichtbaren Frauen und Cutter*innen haben wird.
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