Ein vielstimmiger Kanon
Zur Kanonisierung der VIAs in der Sowjetunion und in Russland
DOI:
https://doi.org/10.17892/app.2021.00013.276Schlagworte:
Kanonisierung, VIA, Nostalgie, Polulärkultur, Rockmusik, SowjetunionAbstract
Der Artikel untersucht die Kanonisierung von VIA-Gruppen im spät- und postsowjetischen Russland. Dabei interessieren sowohl die Instanzen der Kanonbildung (TV-Shows, Websites, akademische Publikationen, Selbst-Kanonisierung) als auch das Bild der VIA-Bewegung, das von diesen Instanzen im Wandel der Zeit gezeichnet wird. Für die spätsowjetische Zeit lassen sich zwei dominante Richtungen der Kanonisierung ermitteln, von denen die eine VIA-Musik als sowjetische Antwort auf die westliche Rockmusik beschreibt und dem VIA-Label innovative und experimentelle Eigenschaften zuschreibt, während von anderer Seite VIA-Musik als angepasste Form massenkonformer Estrada-Musik beschrieben wurde. Nachdem VIA-Gruppen in den 1990er Jahren in eine Krise gerieten, erlebt ihre Musik in den letzten Jahren ein Revival, das im größeren Kontext der Nostalgie für die späte Sowjetunion steht. Die Identifikation verschiedener zeitgebundener Kanonisierungsstrategien und -prozesse eröffnet neue Perspektiven auf den vermeintlichen Kanonbruch am Ende der Sowjetunion und macht den Umgang mit VIA-Musik als Teil aktueller Erinnerungskultur und Identitätskonstruktionen in Russland lesbar.
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