Tukums kino hronikās
DOI:
https://doi.org/10.17892/app.2015.0001.9Abstract
Die Filmchroniken von Tukums
In diesem Artikel werden die filmwirtschaftlichen, stilistischen und ideologischen Besonderheiten der Wochenschauproduktion in Lettland untersucht und in Zusammenhang gesetzt, wobei der Wandel betont wird, den dieses Medium zwischen 1944 und 1995 durchlaufen hat. Der Artikel beruht auf Archivforschungen, Interviews mit Filmemachern sowie einer Analyse der Wochenschaufolgen, die die Autorin in seinem audiovisuellen Programm Tukums kino hronikās / Die Filmchroniken von Tukums (2013) zusammengestellt hat. Dieses 28-minütige Programm fasst die Wochenschau-Dokumentationen der Stadt Tukums (dt. Tuckum) sowie ihrer Umgebung für den Zeitraum von 1944 bis 1992 zusammen und zeigt, was die Filmemacher an dieser charakteristischen lettischen Kleinstadt interessiert hat. Die stilistische Vielfalt und Kontinuität des Wochenschaumaterials in diesem Programm geben auch einen Überblick über den Wandel der filmischen Darstellungsweisen. Die ersten beiden Folgen, die ich untersuche – Ostland-Woche Nr. 83 und Ostland-Woche Nr. 115 – sind 1944 unter deutscher Besatzung entstanden; der Großteil der Produktion erfolgte in der Sowjetzeit. Bei der Analyse dieser Folgen umreiße ich die wichtigsten Zensurvoraussetzungen sowie die von den Filmemachern verinnerlichte „Logik“ bei der Auswahl von Personen und Orten, die eine „stillschweigende Selbstzensur“ schuf. Ich gebe auch eine Übersicht über die Methoden der Dokumentarflmproduktion und die wichtigsten stilistischen Änderungen – vom übersteigerten Positivismus der 1940er bis hin zur Experimentierfreude der 1970er. Der funktionelle Wandel setzte in den 1950er mit dem Beginn der Fernseh-Ära ein, infolge derer die Wochenschau in Kinos als Zeitfüller fungierte. Eine neue Filmemachergeneration und Chruščev Tauwetterstimmung Anfang der 1960er brachten inhaltlich eine neue lyrische Leichtigkeit, sowie auch technische und ästhetische Experimente wie etwa Breitbild, Tonsynchronisierung, Farbe und verschiedene Stilmittel, so oder in abgeänderter Form in den kommenden Jahrzehnten fortbestanden. Die letzte untersuchte Folge – Latvijas hronika Nr. 21/22 / Lettlands Chronik Nr. 21/22 (Biruta Veldre) – ist 1992 in der unabhängigen Republik Lettland entstanden. Die Analyse ist zusätzlich mit Informationen über das komplette Verschwinden der Wochenschau von der lokalen Bühne im Jahre 1995 sowie einem Vergleich mit der Lage in den benachbarten Ländern versehen.
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